4. Der Wohnungsmarkt im Kapitalismus

“Schon Karl Marx wies darauf hin, daß - wenn die Ausbeutung der Arbeiter in der Produktion zu Ende ist, die anderen Teile der Bourgeoisie über ihn herfallen. Nicht zufällig nennt er da die Hauseigentümer und Landlords an erster Stelle. Das ist seit 150 Jahren so geblieben, aber die Erscheinungsformen haben sich kolossal geändert .”[24]
Werfen wir also zunächst einen Blick auf die Verhältnisse des Wohnungsmarktes [25] in der BRD:
Im Zuge der letzten Wohnraumzählung 1987 wurde für die BRD ermittelt, daß sich 39,3 % der bewohnten Wohnungen in Privateigentum befanden, die übrigen 60,7 % wurden zur Miete bewohnt. [26] Von den ca. 1,8 Millionen Eigentumswohnungen wurden nur 42,9 % von den EigentümerInnen selbst bewohnt. Der Rest, 57,1 %, diente also als Kapitalanlage und/oder zur Steuerersparnis. [27]
Auch die Geschichte des vom Staat geförderten, (sozialen) Wohnungsbaus kann nicht losgelöst von ökonomischen Kriterien [28] gesehen werden. So heißt es beispielsweise im ‘Ersten Wohnungsbaugesetz’ von 1950: “Die beengten Wohnverhältnisse mindern physisch und psychisch die Arbeitsleistungen. Ihre nachhaltige Steigerung ist daher unabdingbare Voraussetzung für eine Gesundung der deutschen Wirtschaft .”[29] Mit diesem Gesetz wurde also keineswegs der Anspruch auf angemessenen Wohnraum für jede(n) Bürger(in) - unabhängig von Einkommen und sozialer Stellung - formuliert.
Tatsächlich wurde die - nach dem Krieg dringend notwendige - staatliche Regulierung der Wohnungswirtschaft bereits ab Mitte der fünfziger Jahre Stück für Stück abgeschafft. Das Primat eines sich selbst regulierenden Wohnungsmarktes - mit weitaus besseren Chancen zur Profitrealisierung - trat rasch wieder in den Vordergrund. [30]
Profite mit Bauland und Wohnungseigentum wurden und werden in der BRD in gigantischem Umfang realisiert:



[24] PDS/Linke Liste im Bundestag, Wohnen ist Menschenrecht, S. 52, vgl. MEW 4, S. 469.
[25] Unter diesen Begriff sollen hier sowohl der ‘Markt’ mit Wohnungen als auch mit Grund und Boden - sprich: Bauland - subsumiert werden.
[26] Davon sind ca. 4 % in Genossenschaftswohnungen.
[27] Vgl. PDS/Linke Liste im Bundestag, Wohnen ist Menschenrecht, S. 24.
[28] Hier: der optimalen Verwertbarkeit der menschlichen Arbeitskraft.
[29] PDS/Linke Liste im Bundestag, Wohnen ist Menschenrecht, S. 37.
[30] Vgl. Kap. C. II. 1.3. (Die Wohnungssituation).
[31] PDS/Linke Liste im Bundestag, Wohnen ist Menschenrecht, S. 40.
[32] Die exakten Steigerungsraten werden wir in den jeweiligen Kapiteln zur Wohnungspolitik in der BRD beschreiben.
[33] Vgl. PDS/Linke Liste im Bundestag, Wohnen ist Menschenrecht, S. 28 ff. sowie das Kap. C. III. 1.3. (Die Wohnsituation).
[34] “Durch alle möglichen Faktoren der staatlichen Einflußnahme wurde das Bild der Ausbeutung der Mieter durch den Hauseigentümer [ stark] verzerrt. (...) Schon bei den Asylen für die Sozialfälle findet dieser schäbige Prozeß viel verdeckter und diffiziler statt, indem die Sozialämter gezwungen sind, Tagessätze zu zahlen, die über die normale Miete nicht zu erzielen wären. Anstelle der Ausbeutung des einzelnen tritt die Ausplünderung öffentlicher Kassen.” - PDS/Linke Liste im Bundestag, Wohnen ist Menschenrecht, S. 52.
[35] Ebenda, S. 52 ff.


Zur nächsten Seite

Zurück zum Inhaltsverzeichnis